Geschichte der Nordbahn - Teil 1 - 1992-1995
Nächstes Jahr feiert die Nordbahn gGmbH ihr 20-jähriges Bestehen. Ein guter Grund, sich an die Anfänge unserer Werkstatt zu erinnern. Darum hat die Nordbahn News Zeitzeugen befragt und Fakten zusammengetragen.
Vorgeschichte
Die Vorgeschichte der Nordbahn begann in den 70er Jahren. Damals beschlossen die zuständigen Behörden die Gründung eines Heimes für „schulbildungsunfähige, förderungsfähige Kinder und Jugendliche“ in Lehnitz. In der DDR lag der Schwerpunkt in der Selbstständigkeitsförderung im Alltagsleben. Arbeitstherapie war daher ein wichtiger pädagogischer Ansatz und Teil der Tagesstruktur der ca. 40 bis 50 Heimbewohner zur damaligen Zeit.
So wurde 1986 ein Gebäude auf dem Gelände in Lehnitz errichtet, in der die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Konfektionierungs- und Verpackungsarbeiten für regionale Industriebetriebe verrichteten. Parallel dazu wurden Außenarbeitsplätze geschaffen, z.B. im Kaltwalzwerk oder im VEB Elektromontagen Oranienburg. Auch behinderte Menschen, die nicht im Sonderheim wohnten, gingen in den Betrieben in sogenannten geschützten Abteilungen ihrer Arbeit nach.
Die politische Wende
1989 brachte dann in allen Bereichen des persönlichen und öffentlichen Lebens Veränderungen und Umbrüche. So auch in Lehnitz. Konfrontiert mit neuen gesetzlichen Bestimmungen suchte die Leitung des Heimes, für den Aufbau einer Werkstatt für behinderte Menschen, nach geeigneten Räumlichkeiten. Fündig wurde man in Schönfließ, wo auf dem Gelände des Ministeriums für Staatssicherheit nach dessen Auflösung Gebäude leer standen.
Startschuss
Am 6. September 1990 begann die Aufnahme von behinderten Menschen in Schönfließ. Die damaligen Gegebenheiten kann man aus heutiger Sicht nur provisorisch nennen. Die Gebäude mussten erst einmal ausgeräumt und mit viel Improvisationstalent den neuen Erfordernissen angepasst werden. Das Obergeschoss des heutigen Altbaus wurde übergangsweise für Wohnzwecke hergerichtet. In den angrenzenden Seitenflügeln des Untergeschosses begann die Werkstatt-arbeit. Es wurden eine kleine Weberei, eine Fahrradwerkstatt sowie eine Tischlerei errichtet.
Trägerschaft
Bis zur Gründung der gGmbH war die Werkstatt dem Kreisrehazentrum Oranienburg angeschlossen. Die Trägerschaft und die damit verbundene Finanzierung dieser Einrichtung mussten vollständig neu geordnet werden. Das Landratsamt hatte die Zuständigkeit für das Rehazentrum abgegeben, Nachfolger wurden dringend gesucht. Der damalige amtierende Leiter des Kreisrehazentrums und spätere Geschäftsführer der Nordbahn gGmbH, Lothar Dunger, stellte Kontakte zum 1990 von Herrn Bolko Prußok gegründeten Lebenshilfe Oberhavel Süd e.V. her. Der Lebenshilfe-Verein erhielt den Zuschlag für die Trägerschaft der Werkstatt. Da die noch junge Lebenshilfe dringend Unterstützung bei der Verwirklichung der gesetzten Ziele benötigte, wurde das Evangelische Jugendfürsorgewerk (EJF) ebenfalls am Projekt beteiligt. Vervollständigt wurde die neue Trägerschaft durch die Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin, deren Mitarbeiter Christoph Brun auf der Suche nach Arbeitsplätzen für Schwerstmehrfachbehinderte auf das Rehabilitationszentrum aufmerksam wurde.
Offizielle Eröffnung
Am 22. Juni 1992 wurde dann die Nordbahn gGmbH – Werkstatt für behinderte Menschen offiziell eröffnet. Geschäftsführer waren Lothar Dunger als Vertreter der Lebenshilfe und ein Vertreter des EJF. Christoph Brun, damals noch offiziell bei der Fürst Donnersmarck-Stiftung angestellt, wirkte als Leiter des Begleitenden Dienstes ebenfalls im Führungsgremium. Parallel zur Geschäftsführung wurde auch ein Aufsichtsrat fest installiert, in dem die einzelnen Träger vertreten waren.
Nach der positiv verlaufenen Startphase der Nordbahn zog sich das EJF aus der Trägerschaft zurück, da der Bereich „Teilhabe am Arbeitsleben“ nicht zu deren Kernaufgaben gehört. Einen neuen Abschnitt markierte dann die Ernennung von Christoph Brun zum alleinigen Geschäftsführer im Mai 1996. Damit begann für die Werkstatt eine langjährige Phase, die ausgesprochen innovativ, kreativ und nicht zuletzt erfolgreich war, sodass sich die Werkstatt kontinuierlich weiterentwickelte.
Aktuelles
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Jubiläum 30-Jahre Feier
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30-jähriges Bestehen
Ein Artikel aus dem OGA 18/19.06.2022
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Ein Artikel aus: MITTENDRIN - GESCHICHTEN, GESICHTER UND GEDANKEN AUS DER FÜRST DONNERSMARCK-STIFTUNG
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