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Das „Rundum-sorglos-Paket“ Nordbahn-Geschäftsführerin kündigt Gründung einer Tochterfirma an / Minister Günter Baaske besucht Werkstatt für behinderte Menschen

Von Helge Treichel

SCHÖNFLIESS | Die gemeinnützige Nordbahn GmbH in Schönfließ möchte in diesem Jahr auf dem Geschäftsfeld der Industriemontage expandieren. Der Bau einer Montagehalle sei geplant, bis zu 60 Arbeitsplätze könnten entstehen. Geschäftsführerin Nicola Pantelias informierte darüber gestern anlässlich eines Besuches von Arbeits- und Sozialminister Günter Baaske in der Werkstatt für Behinderte. Nach den Worten der Geschäftsführerin ist der Gesellschaftervertrag für ein Tochterunternehmen bereits geschlossen worden. Der Eintrag dieser Integrationsfirma ins Handelsregister stehe bevor. Die Expansionspläne begründete Nicola Pantelias mit der großen Anzahl von Anfragen aus der Automobil- und Möbelindustrie.

Die Nordbahn gGmbH verfügt derzeit über gut 100 Angestellte sowie mehr als 400 behinderte Mitarbeiter, erfuhr der Minister während seines Besuches. Die Werkstatt für Behinderte habe sich in den vergangenen zehn Jahren nicht nur einen guten Ruf erarbeitet, sondern besitze als Zulieferer auch ein Alleinstellungsmerkmal, erläuterte der Verantwortliche für Sondermaschinenbau, Matthias Blümel. Die Behindertenwerkstatt sichere nicht nur 100-prozentige Qualität, sondern bewältige durch ein Zweischichtsystem auch kurzfristige Anforderungen hinsichtlich des Auftragsvolumens. „Auftraggeber bekommen bei uns das Rundum-sorglos-Paket“, sagte Blümel. Im Gegenzug werde vertraglich gesichert, dass die Teile ausschließlich in Schönfließ produziert werden.

Ohne Unterstützung allerdings werde der Aufbau des neuen Betriebes nicht möglich sein, machte Geschäftsführerin Pantelias im Gespräch mit dem Minister deutlich: „Wir brauchen dafür Zuschüsse.“ Die Größenordnung gab sie mit rund vier Millionen Euro an. Außerdem machte sie deutlich, dass der Minderleistungsausgleich für die Gehandicapten mit 20 Prozent zu niedrig angesetzt sei. Der Bedarf liege bei 30 bis 50 Prozent.

Für jeden Topf ein Deckel

Minister Baaske beeindruckt von “Symbiose” bei der Nordbahn

Bei seinem Besuch zum 20-jährigen Bestehen der Nordbahn gGmbH im September vergangenen Jahres hatte Sozial- und Arbeitsminister Günter Baaske versprochen, wieder nach Schönfließ zu kommen. Denn während der Jubiläumsfeier hatte er den Rundgang nicht mehr geschafft. Gestern brachte er etwas mehr Zeit mit, schaute sich die verschiedenen Arbeitsbereiche an. Die Bereichsleiter Thomas Kinast (Freiraummöbel/Holzbearbeitung) und Matthias Blümel (Industrielle Montage und Sondermaschinenbau)führten den Gast durch die Produktionsräume. Dabei erfuhr der Minister, dass die Nordbahn gGmbH 100 Prozent Qualität ausliefert – sowie es die Automobilindustrie fordert. Ermöglicht wird das mit einer vollautomatischen Qualitätsprüfung. Durch diese maschinelle Unterstützung “haben die Gruppenleiter außerdem Zeit zum Betreuen ihrer Mitarbeiter”, sagte die Nordbahn-Geschäftsführerin Nicola Pantelias. Denn es entfalle die zeitraubende und dabei nicht 100-prozentige Kontrolle von Stichproben der Produkte.

Auch Schwerbehinderte können mitarbeiten. “Und sie sind stolz darauf”, betonte während des Ministerbesuchs Bolko Prußok, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Nordbahn gGmbH. “Wir bieten für jeden Topf den passenden Deckel”, brachte Matthias Blümel die Firmenphilosophie auf den Punkt. Und der hatte dabei nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Auftraggeber im Blick.

Nach dem Rundgang zeigte sich der Minister beeindruckt: “Die Symbiose aus hochqualifizierten und behinderten Mitarbeitern funktioniert”, stellte er fest. Er werde nicht müde, im Land für das Einstellen von Menschen mit Handicaps zu werben. Der Arbeitslosenanteil ihrer Bevölkerungsgruppe liegt bei 27 Prozent, die allgemeine bei elf Prozent. Baske: “Es hat sich gelohnt, wieder herzukommen.”

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